Antisemitismus „Juden in Deutschland werden alleingelassen“
Die große Kippa-Debatte habe nichts gebracht, findet der Publizist
Michael Wuliger. Sie sei für ein paar Tage Medienthema gewesen. Doch
Probleme von Juden interessierten den Großteil der Bevölkerung nicht,
sagt er. | Michael Wuliger
im | Radio |Gespräch mit Gerald Beyrodt |
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Michael Wuliger |
Gerald Beyrodt: In der vergangenen Woche haben
deutsche Medien tagelang über ein jüdisches Kleidungsstück berichtet.
Über die Kippa, die traditionelle Kopfbedeckung für Männer. Auch manche
Frauen tragen inzwischen Kippa. Erst sagte der Antisemitismusbeauftragte
der Bunderegierung, Juden könnten an bestimmten Orten keine Kippa
tragen – sonst würden sie sich in Gefahr begeben. Dann forderte er
Nicht-Juden auf, am letzten Samstag Kippa zu tragen – aus Protest gegen
den Al-Kuds-Marsch. Die Initiatoren des Marsches sind für die
Rückeroberung Jerusalems durch Muslime – Israel und Juden hätten
keinerlei Recht daran.
Michael Wuliger ist Kolumnist bei der
Jüdischen Allgemeinen und hat das Buch „Der koschere Knigge
geschrieben“. Mit ihm schaue ich auf die Kippa-Debatte und auf
Antisemitismus in Deutschland. Herr Wuliger, eines hat die Kippa-Debatte
auf jeden Fall gebracht. Viele meiner nicht jüdischen Kollegen können
jetzt den Plural von Kippa – er heißt Kippot. Wie viel hat die
Kippa-Debatte sonst noch gebracht?